Schwerer Schlag gegen Drogenhandel im Darknet – vielen Käufern droht Ungemach
Ermittler haben die Darknet-Plattform "Monopoly Market" lahmgelegt und Hunderte Verdächtige festgenommen. Das wissen wir über die Operation "SpecTor", an der auch Schweizer Behörden beteiligt sind.
Wer im Darknet Drogen gekauft hat, muss sich auf unerfreuliche Post von der Staatsanwaltschaft gefasst machen: Ermittlern ist es gelungen, zahlreiche Dealer zu verhaften, die auf verschiedenen illegalen Marktplätzen aktiv waren.
Wie die europäische Polizeibehörde Europol am Dienstag mitteilte, wurden in einer koordinierten Aktion 288 Verkäufer und Käufer verhaftet, die an Zehntausenden von Verkäufen illegaler Waren in ganz Europa, den Vereinigten Staaten und Brasilien beteiligt gewesen seien. Einige dieser Verdächtigen würden als "hochrangige Zielpersonen" eingestuft.
Da laut Europol die Strafverfolgungsbehörden Zugang zu den umfangreichen Käuferlisten der Anbieter erhalten haben, droht nun auch Tausenden von Kunden auf der ganzen Welt die Strafverfolgung.
An der Operation "SpecTor" waren laut Mitteilung Ermittler aus neun Ländern auf drei Kontinenten beteiligt, darunter die Schweiz, Deutschland, Österreich und Frankreich.
Diese Infografik hat die Polizeibehörde der Europäischen Union veröffentlicht. (Source: Europol)
Auch in den USA wird unter Federführung des Justizministeriums intensiv ermittelt: Europol listet neben dem FBI alle grossen Strafverfolgungsbehörden des Landes auf.
Geld, Drogen, Waffen
Es seien über 50 Mio. Euro in Form von Bargeld und Kryptowährungen beschlagnahmt worden, dazu 850 Kilogramm Drogen und 117 Schusswaffen. Zu den beschlagnahmten Drogen gehörten über 258 kg Amphetamine, 43 kg Kokain, 43 kg MDMA und über 10 kg LSD und Ecstasy-Tabletten.
Es ist der zweite schwere Schlag gegen im Darknet agierende Kriminelle innert einem Monat. Anfang April hatten Ermittler im Zuge der "Operation Cookie Monster" die Darknet-Plattform "Genesis Market" lahmgelegt. Damals schrieb Europol von einer beispiellosen Aktion, an der Strafverfolger aus 17 Ländern beteiligt waren, darunter die Schweizer Bundespolizei (Fedpol) und die Kantonspolizei Zürich.
Im Vormonat März hatten sich Ermittler der Kantonspolizei Zürich an der von Europol koordinierten Zerschlagung des Online-Geldwäsche-Dienstes "ChipMixer" beteiligt.
Was wissen wir über den Monopoly Market und die Polizeiaktion?
Laut Europol gab es in der Schweiz zwei Verhaftungen.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft nahm am Dienstagnachmittag auf Anfrage Stellung. Laut Erich Wenzinger, Mediensprecher der Staatsanwaltschaf führe die Staatsanwaltschaft Kanton Zürich in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Zürich Verfahren gegen zwei Personen wegen des Verdachts auf Betäubungsmitteldelikte und Geldwäscherei. Diese Verfahren stehen im Zusammenhang mit der heute publizierten Meldung von Europol. Es gilt die Unschuldsvermutung bis zu einem rechtskräftigen Verfahrensabschluss. Weitere Informationen könne man wegen des laufenden Verfahrens nicht bekanntgeben.
Über den im November 2019 lancierten Monopoly Market wurden ausschliesslich Drogen verkauft. Dealer durften ihre Waren nur auf persönliche Einladung hin anbieten. Für die Bezahlung wurde nur die als vergleichsweise sicher und anonym geltende Kryptowährung Monero (XMR) akzeptiert.
Die "kriminelle Infrastruktur des Marktplatzes" war im Dezember 2021 durch die deutsche Polizei beschlagnahmt worden, wie es in der Europol-Mitteilung heisst.
Die auf den beschlagnahmten Servern gesicherten Daten hätten in der Folge als Grundlage für Hunderte nationale Ermittlungsverfahren gedient.
Die im Rahmen der Operation gegen Monopoly Market verhafteten Dealer seien auch auf anderen illegalen Marktplätzen aktiv gewesen. Durch ihre Festnahme sei es gelungen, den Darknet-Drogenhandel weiter einzudämmen.
Was die Zahl der Verhaftungen betrifft, sei die jüngste Operation sogar noch erfolgreicher gewesen als frühere Polizeiaktionen mit den Codenamen "DisrupTor" (2020) mit 179 und "Dark HunTor" (2021) mit 150 Verhaftungen.
Dieser Beitrag ist zuerst bei Watson erschienen.
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