WM in der Wüste

Fussballfans müssen in Katar totaler Überwachung per App zustimmen

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von Adrian Oberer und tme

Besuchende der diesjährigen Fussball-WM in Katar müssen zwei Apps auf ihrem Smartphone installieren. Beide ermöglichen der katarischen Regierung eine umfassende Überwachung.

(Source: Matthew Henry / Unsplash.com)
(Source: Matthew Henry / Unsplash.com)

Austragungsort und -zeitpunkt sind nicht das einzige Seltsame an der diesjährigen Fussball-Weltmeisterschaft der Männer. Wer ab kommendem November live vor Ort seiner Nationalmannschaft beim Fussballspielen zuschauen und mitfiebern möchte, verpflichte sich zur Installation zweier Apps auf seinem Smartphone, wie der norwegische öffentlich-rechtliche Sender "NRK" berichtet. Beide Apps hätten demnach fast uneingeschränkten Zugriff auf sämtliche Handydaten.

Echtzeitüberwachung dank COVID-App

Eine dieser Apps sei die katarische COVID-Warn-App "Etheraz". Seit Mai 2020 sei die Verwendung der App für alle verpflichtend, die sich in Katar aufhalten, wie "BR.de" schreibt. Erheraz habe aber nicht nur vollen Zugriff auf den Gerätespeicher, sondern könne auch den Standort seiner Nutzerinnen und Nutzer in Echtzeit verfolgen sowie Bluetooth- und WLAN-Verbindungen tracken.

Etwas weniger übergriffig, aber trotzdem noch bedenklich sei die offizielle WM-App, wie "NRK" schreibt. Auch an dieser Applikation führe für WM-Touristen kein Weg vorbei, denn sie werde zur Verwaltung der sogenannten Hayya-Karte gebraucht. Die Karte sei eine Art Fan-ID und für Besuchende während der WM Pflicht - auch Stadiontickets würden über die App verwaltet.

Wer die Hayya-App installiert, erlaube der Applikation, persönliche Gerätedaten zu teilen und Zugriff auf den Standort des Smartphones, schreibt "NRK" weiter. Ebenso könne die App verhindern, dass das Gerät in den Ruhemodus wechsle sowie sämtliche Datenverbindungen tracken.

Komplette Kontrolle - Widerstand zwecklos

Die geforderten Berechtigungen gehen gemäss dem Sicherheitsbeauftragten des norwegischen Senders so weit, dass die katarische Regierung gar den Inhalt eines Handy löschen oder bearbeiten könnte. Damit habe sie die komplette Hoheit über sämtliche Smartphonedaten im Land.

Keine der beiden Apps biete die Option, diesen weitreichenden App-Befugnissen zu widersprechen. Was die Regierung mit den so gewonnen Daten genau machen will, bleibt laut "BR.de" noch unklar. Die Anschaffung eines Zweithandys für die Weltmeisterschaft sei aber durchaus eine Überlegung wert.

Übrigens: Der Datenschutz ist auch bei anderen Apps ein Problem. Wie lasch beispielsweise beliebte Energiespar-Apps mit Nutzerdaten umgehen, lesen Sie hier.

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