Dutzende Kunden in der Schweiz

Eliminalia sorgt für guten Ruf – auch für Menschenhändler und Krypto-Betrüger

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von René Jaun und jor

Es gibt legitime Gründe, negative Artikel im Internet löschen zu lassen. Doch Eliminalia treibt es mit dem Recht auf Vergessen zu weit. Das Unternehmen arbeitet auch für Menschenhändler, Immobilienbetrüger und Geldwäscher. Dabei setzt es auf unsaubere Methoden.

(Source: Auaan / commons.wikimedia.org)
(Source: Auaan / commons.wikimedia.org)

Ein Unternehmen namens Eliminalia sorgt im Internet für weisse Westen. Das heisst: Das Unternehmen sorgt dafür, dass negative Inhalte zu seinen Kundinnen und Kunden aus dem Internet verschwinden oder zumindest nur noch schwerlich zu finden sind. Wie "SRF" berichtet, kümmert sich das Unternehmen zwar offiziell um Opfer ungerechtfertigter Angriffe im Internet. Doch in Wahrheit zählt die Firma, die führend im Bereich der Online-Reputation sei, auch "zwielichtige Unternehmer oder verurteilte Kriminelle" zu ihrer Kundschaft. Dies zeigen Recherchen von "Story Killers", einem internationalen Netzwerk investigativer Journalistinnen und Journalisten, darunter solche von "RTS" oder Tamedia aus der Schweiz.

Als Beispiele der zwielichtigen Eliminalia-Kunden nennt "SRF" einen Geldwäscher für das mexikanische Drogenkartell, einen wegen Menschenhandel und Prostitution verurteilten Mann und einen Immobilienbetrüger. Auch "ehemalige chilenische Folterknechte, Waffenhändler und sogar eine Person, die von Interpol gesucht wird", gehören zur Klientel von Eliminalia, welches laut der Recherche in der Schweiz drei Niederlassungen betreibt. Unter den 43 in der Schweiz identifizierten Kundinnen und Kunden sind Steuerflüchtige, Kryptowährungs-Betrüger, ein wegen unsittlicher Berührungen eines Minderjährigen verurteilter Zirkuskünstler sowie italienische Staatsangehörige, die im Tessin leben und "die Namen ihrer mafiösen Geschäfte auslöschen" wollten.

Löschen, fluten oder hacken

Für seine Dienste verlange Eliminalia zwischen 5000 bis zu mehreren hunderttausend Franken, je nach Komplexität der Aufgabe, heisst es bei "SRF". Das Unternehmen behaupte, "jegliche Zeitungsartikel im Internet löschen zu können", und tatsächlich konnte das Investigativteam mehrere solcher Löschungen nachweisen, darunter auch solche auf Schweizer Plattformen.

In anderen Fällen löscht Eliminalia die unerwünschten Artikel nicht, macht diese aber kaum mehr auffindbar. Dies geschieht entweder, indem das Unternehmen über ein Netzwerk von 600 falschen Medienseiten lobende Artikel zu ihrem Klienten veröffentlicht. Damit flutet das Unternehmen die Suchmaschinen und lässt die negativen Artikel in den Suchergebnissen weit nach hinten rutschen. In anderen Fällen bringt das Unternehmen Suchmaschinenbetreiber mithilfe gefälschter Belegen dazu, die negativen Inhalte wegen angeblicher Urheberrechtsverstösse aus dem Suchindex zu streichen.

Unter Berufung auf eine Quelle im spanischen Geheimdienst heisst es, Eliminalia arbeite mit Hackern zusammen, um gewisse Artikel löschen zu lassen. "RTS" räumt aber ein, dass man keinen solchen Angriff auf ein europäisches Medienhaus habe nachweisen können.

Anwalt Sébastien Fanti, der auf digitales Recht spezialisiert ist, bezeichnet Eliminalia gegenüber "RTS" als "digitalen Auftragskiller". Dem Unternehmen gehe es nicht mehr um das Recht auf Vergessen. "Diese Firma verkauft ihre Dienstleistungen an Gauner. Sie verwischt journalistische Recherchen, sie löscht die Wahrheit."

Eliminalia selbst liess die von "Forbidden Storys" und "RTS" eingeräumten Gelegenheiten zur Stellungnahme ungenutzt verstreichen. Allerdings, merkt "SRF" an, habe das Unternehmen in manchen Ländern seinen Namen gewechselt. So stehe an den Büros in Barcelona neu der Name "Idata Protection".

 

Mitte Februar legte das Investigativ-Netzwerk "Forbidden Storys" offen, wie eine israelische Firma gegen Geld Falschinformationen verbreitet und so versucht, Wahlen zu manipulieren. Mehr dazu lesen Sie hier.

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