Swiss Skills Shortage Index 2023

Der Fachkräftemangel in der IT-Branche entspannt sich

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von Maximilian Schenner und ml

Der Swiss Skills Shortage Index 2023 von Adecco zeigt eine Entspannung des Fachkräftemangels in der IT-Branche. Trotzdem ist die Branche weiterhin eine der am stärksten betroffenen - zumindest in der Deutschschweiz. Im Gesundheitsbereich fehlen nach wie vor die meisten Fachkräfte.

(Source: aFotostock/AdobeStock.com)
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Der Fachkräftemangel in der Schweiz hat 2023 um 24 Prozent zugenommen. Das zeigt der Swiss Skills Shortage Index des Personaldienstleisters Adecco Group. Die Gruppe veröffentlicht den Index quartalsweise zusammen mit dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM) am Soziologischen Institut der Universität Zürich.

Die Wachstumsrate des Fachkräftemangels sei zwar aufgrund der schwächeren Konjunktur gesunken, schreibt Adecco - 2022 hatte der Anstieg noch satte 69 Prozent betragen. Trotzdem erreichte der Index im bisherigen Jahr seinen bisherigen Höchststand. Diese Entwicklung ist laut dem Personalvermittler auf zwei Faktoren zurückzuführen: erstens auf eine gesunkene Zahl der Stellensuchenden, zweitens auf einen Anstieg der offenen Stellen.

"Der derzeitig überhitzte Arbeitsmarkt resultiert hauptsächlich aus der starken wirtschaftlichen Erholung, die nach der Aufhebung der Corona-Massnahmen einsetzte und die Fachkräftenachfrage deutlich antrieb", sagt Marcel Keller, Country President der Adecco Gruppe Schweiz. "Obwohl die gedämpften Konjunkturaussichten für das kommende Jahr und die sichtbar abnehmende Dynamik des Fachkräftemangel Index‘ kurz- bis mittelfristig eine aufkommende Entspannungsphase vermuten lassen, wird der Fachkräftemangel die Unternehmen in der Schweiz langfristig weiterhin beschäftigen."

Marcel Keller, Country President der Adecco Gruppe Schweiz. (Source: zVg)

Marcel Keller, Country President der Adecco Gruppe Schweiz. (Source: zVg)

Enstpannung in der IT-Branche

Am stärksten betroffen sind, wie schon im Vorjahr, der Gesundheits- und Pflegebereich, die IT-Branche sowie ingenieurtechnische Berufe, wie aus dem Bericht hervorgeht. Während sich der Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen und im Ingenieurswesen verschärft, scheint er sich im IT-Bereich jedoch zu entspannen. 

"Die Turbulenzen in der Informatik-Branche haben deutliche Spuren auf dem Stellenmarkt für Entwickler:innen und Analytiker:innen von Software und IT-Anwendungen hinterlassen", sagt Yanik Kipfer vom Stellenmarkt-Monitor Schweiz der Universität Zürich. "Nicht nur die Zahl der offenen Stellen ist deutlich zurückgegangen, sondern auch die Zahl der Arbeitssuchenden hat stark zugenommen." Diese Entwicklung spiegle sich auch in den Arbeitslosenzahlen der Informatik-Branche wider: Im September 2023 wuchs die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vorjahresmonat um ganze 44,8 Prozent. "Dadurch hat sich der Fachkräftemangel für diese Berufsgruppe im Vergleich zum Vorjahr deutlich entspannt", sagt Kipfer. 

Gesundheitsbranche mit grösstem Mangel

In allen Regionen des Landes besteht - wenig überraschend - in der Gesundheitsbranche der grösste Fachkräftemangel. Es ist auch die einzige Sparte, in der überall ein deutlicher Mangel herrscht. Entwicklerinnen und Entwickler sowie Analytikerinnen und Analytiker von Software und IT-Anwendungen sind schweizweit am zweithäufigsten gefragt. Für 80 Prozent der offenen Stellen ist laut dem Index eine tertiäre Ausbildung (Uni, FH etc.) gefragt, für die übrigen 20 Prozent zumindest eine sekundäre Ausbildung (Berufslehre, Gymnasium etc.)

Spezialistinnen und Spezialisten für ICT, Datenbanken und Netzwerke liegen auf dem zehnten Platz der gefragtesten Berufsgruppen. Hier erfordern 58 Prozent der Stellenausschreibungen mindestens eine tertiäre Ausbildung. Gemäss dem Index besteht ein leichtes Überangebot an Informations- und Kommunikationstechnikerinnen und -technikern, wobei 24 Prozent der Ausschreibungen eine Hochschulbildung verlangen. 

Diese zehn Berufsgruppen haben laut Adecco den grössten Mangel an Fachkräften zu beklagen:

  1. Spezialist:innen in Gesundheitsberufen
  2. Entwickler:innen und Analytiker:innen von Software und IT-Anwendungen 
  3. Ingenieurtechnische und vergleichbare Fachkräfte
  4. Bauführer:innen, Polier:innen und Produktionsleiter:innen
  5. Polymechaniker:innen, Produktionsmechaniker:innen, Maschinenmechaniker:innen und -schlosser:innen
  6. Fachkräfte im Bereich Finanzen und mathematische Verfahren
  7. Elektriker:innen und Elektroniker:innen
  8. Berufe in Naturwissenschaften, Mathematik und Ingenieurwesen
  9. Spezialist:innen im Bereich Finanzen und Betriebswirtschaft
  10. Spezialist:innen für ICT, Datenbanken und Netzwerke

Unterschiede zwischen deutscher und lateinischer Schweiz

In der Deutschschweiz mangelt es laut den Zahlen von Adecco auch an Fachkräften in der Informations- und Kommunikationstechnik und damit an allen im Index aufgeführten IT-Berufsbildern. In der lateinischen Schweiz zeigt sich ein gegenteiliges Bild: Hier herrscht ein Überangebot an IT-Fachkräften aller drei Branchen. 

Am anderen Ende des Spektrums stehen übrigens schweizweit Hilfsarbeitskräfte, Führungskräfte sowie allgemeine Büro- und Sekretariatskräfte und sonstige Bürokräfte. Hier besteht also ein grosses Überangebot an qualifizierten Personal.

Übrigens: Die Löhne in der Schweizer IT-Branche steigen weiter. Bereits zum Start werden in vielen Positionen 100'000 Franken gezahlt, wie eine Studie des Personaldienstleisters Robert Half zeigt. 

Fachkräfte- wird zum Arbeitskräftemangel

Zwischen den verschiedenen Berufsgruppen liessen sich dieses Jahr entgegengesetzte Entwicklungen beobachten: Das Überangebot in der unteren Hälfte des Rankings reduziere sich merklich. Selbst bei Berufsgruppen mit geringeren Qualifikationsanforderungen, etwa bei Hilfsarbeiten, sei das Überangebot stark zurückgegangen. Gleichzeitig bleibe der Mangel an Fachkräften in der oberen Hälfte des Index weitgehend stabil. 

"Was wir heute auf dem Schweizer Arbeitsmarkt erleben, ist ein eigentlicher Arbeitskräftemangel und kein Fachkräftemangel mehr", bilanziert Martin Meyer, Leiter Adecco Deutschschweiz. "Auch in Berufsgruppen, in denen kein akuter Fachkräftemangel herrscht, wird es immer schwieriger, neue Mitarbeitende zu rekrutieren.” Meyer nennt als Beispiel etwa die Gastronomie, wo der Wettbewerb um gelernte Köchinnen und Köche immer härter werde. 

Martin Meyer, Leiter Adecco Deutschschweiz. (Source: zVg)

Martin Meyer, Leiter Adecco Deutschschweiz. (Source: zVg)

Meyer rät Unternehmen, sowohl den internen Arbeitsmarkt besser zu nutzen, als auch ausländische Arbeitskräfte in Betracht zu ziehen. Um das Potenzial des internen Marktes auszuschöpfen, könne man etwa in die Aus- Um- und Weiterbildung investieren, die Arbeitsbedingungen flexibler gestalten sowie auf temporäre Mitarbeitende setzen.

Der ICT-Branchenverband Swico legte im Oktober 2023 ein Positionspapier mit Massnahmen gegen den Fachkräftemangel vor. Hier erfahren Sie mehr dazu.

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