140 Einreichungen

Das war der Jurytag von Best of Swiss Apps 2025

Uhr
von Joël Orizet und rja

Edelmetall, Shortlist oder doch ein "leider Nein"? Am Jurytag von Best of Swiss Apps 2025 sind die ersten Entscheidungen gefallen. Und es zeigte sich, was ein App-Projekt heutzutage braucht, wenn es Erfolg haben will.

Jury-Chairman Christof Zogg begrüsst die Jurymitglieder am Jurytag von Best of Swiss Apps 2025. (Source: zVg)
Jury-Chairman Christof Zogg begrüsst die Jurymitglieder am Jurytag von Best of Swiss Apps 2025. (Source: zVg)

Am 29. September hat sich die Jury von Best of Swiss Apps in Zürich zur ersten grossen Entscheidungsrunde getroffen. Im Schulungszentrum von Digicomp diskutierten die Expertinnen und Experten darüber, was eine gute App ausmacht. Zu klären galt insbesondere die Frage, welche Projekte das Potenzial für Gold, Silber oder Bronze mitbringen, wer es auf die Shortlist schafft und wer sich bereits aus dem Rennen verabschieden muss. So fiel an diesem Tag der Startschuss für die heisse Phase des Wettbewerbs.

Zum Auftakt warf Jury-Chairman Christof Zogg einen Blick voraus auf die bevorstehende Preisverleihung. Die Award Night vom 6. November sei eine Art 2-in-1-Event. Denn im Rahmen der diesjährigen Ausgabe von Best of Swiss Apps geht auch die zweite Ausgabe von Best of Swiss Software über die Bühne. Zogg sprach diesbezüglich von einer erfreulichen Entwicklung: Der Anlass wächst - und dieses Jahr schafften bereits 30 Projekte den Sprung auf die Nominiertenliste.  

Von wegen: "SaaS ist tot."

Best of Swiss Apps habe hingegen einen Rückgang der Einreichungen verzeichnet, und zwar ungefähr auf das Niveau von 2017, sagte Zogg und lieferte auch gleich mögliche Erklärungen dafür. Zum einen feierten die Veranstalter im vergangenen Jahr mit 241 Einreichungen einen Rekord. "Gut möglich, dass der starke Anstieg ein Vorzieheffekt war", sagte der Jury-Chairman. Solche Effekte treten auf, wenn Unternehmen oder Verbraucherinnen und Verbraucher geplante Anschaffungen vorziehen – etwa wegen erwarteter Preissteigerungen, Steueranreize oder Sonderaktionen – und die Nachfrage dadurch zeitlich nach vorne verschieben. 

Zum anderen könnte es aber auch sein, dass Satya Nadella recht habe mit seiner Aussage: "SaaS is dead." Soll heissen: Klassische Abonnement-Software verliert an Bedeutung, weil KI-Dienste wie ChatGPT und das Zero-Click-Web zunehmend direkt nutzbare Lösungen bieten, die Plattformintegration und kontextbasierte Dienste über einfache SaaS-Modelle hinaus ersetzen. "Das halte ich aber für überzogen", räumte Zogg ein und ergänzte: "Mag sein, dass einige App-Projekte aktuell 'auf hold' sind - doch es wird neue Device-Kategorien geben, beispielsweise neue Smart Glasses, vielleicht sogar Gehirn-Chips oder auch KI-Pins, die tatsächlich funktionieren - alles Produkte, die auch eine neue Art von Apps erfordern." 

Mehr horizontale Kategorien

Bezüglich der Kategorien gab es dieses Jahr zwei Anpassungen: Erstens heisst die Kategorie "Extended Reality" neu "Extended Interaction". Auf dem Prüfstand stehen somit nicht nur AR- und VR-Apps, sondern auch solche, die durch den kreativen Einsatz von Sensoren, Kamerafunktionen oder anderen technologischen Möglichkeiten neuartige Interaktionsformen und erweiterte digitale Erlebnisse schaffen. Und zweitens gibt es statt der Kategorie "Web Apps" nun eine Kategorie "Technology" - analog zu Best of Swiss Web. Die Idee dahinter war, die Kategorie zu öffnen, nicht nur Progressive Web Apps zu beurteilen, sondern die technische Exzellenz mobiler Applikationen und ihrer Backend-Systeme im Allgemeinen. 

Einreichungen pro Kategorie:

  • Business Impact: 9
  • Customer Experience: 10
  • Design: 19
  • Extended Interaction: 10
  • Functionality: 21
  • Innovation: 19
  • User Engagement: 14
  • User Experience: 24
  • Technology: 10
  • Sonderkategorie Accessibility: 5

Besonders erfreut zeigte sich Zogg über den wachsenden Anteil an Auftraggebern in den Jurys. Dieser liegt nun bei gut einem Viertel - ebenso wie der Frauenanteil. 

Anstands- und Faustregeln

Vor der Beratung der einzelnen Jurys erklärte der Jury-Chairman nochmals die Regeln. Die zentrale Vorgabe lautet: Jurorinnen und Juroren, die selbst an einem Projekt mitwirken, müssen dies offenbaren und in den Ausstand treten, das heisst während der Projektbesprechung den Raum verlassen.

Die Jury verpflichtet sich darüber hinaus, sämtliche projekt- und geschäftsbezogene Informationen, die die Teilnehmenden preisgeben, strikt vertraulich zu behandeln. Ebenso bleiben die Ergebnisse der Beratungen in den geschlossenen Diskussionsräumen.

Schliesslich erläuterte der Jury-Chairman auch noch die sogenannte Gewinner-Faustregel: In jeder Kategorie sollte je ein Drittel der Einreichungen jeweils als Sieger hervorgehen, auf der Shortlist stehen oder ein "leider Nein" kassieren und somit leer ausgehen.

Von "knusprig" bis "nicht prickelnd"

Nach der Begrüssungsrede ging es ans Eingemachte. Die einzelnen Fachjurys setzten sich zusammen, um die Einreichungen nach spezifischen Bewertungskriterien zu beurteilen. Dies, nachdem pro Einreichung vorab jeweils mindestens zwei Jurymitglieder unabhängig voneinander eine Bewertung abgegeben hatten. 

Waren die Noten der Vorjurierung breit gestreut, sorgte dies für Diskussionen. "Erstaunlich, dass du das Design so gut bewertest", sagte beispielsweise in der Kategorie "Technology" ein Jurymitglied zum anderen und ergänzte: "Das ist wohl Geschmackssache." 

Die Gespräche drehten sich mal um Details, mal um Grundsatzfragen, wobei die Jurorinnen und Juroren stets kritisch, aber fair ihre Einschätzungen begründeten, klare Kriterien anlegten und jedes Projekt nach denselben Massstäben beurteilten. Die Bandbreite der Reaktionen reichte von staunender Bewunderung bis hin zu skeptischem Naserümpfen. 

Unter den positiven Voten hörte man Formulierungen wie: eine "schöne Architektur", "beeindruckende Engine", "gut verpackte Premium-Features" oder auch einfach nur "hübsch", "sexy" und "knusprig". Auf der anderen Seite der Bewertungsskala klang es hingegen oftmals vorsichtig diplomatisch oder auch nüchtern. Mehrmals hiess es beispielsweise: "nicht gerade prickelnd", einmal auch "technologisch am Ziel vorbei entwickelt" - und ein weiteres Mal blieb nichts weiter übrig als die lapidare Feststellung: "Besser wär’s, wenn’s funktionieren würde."

Der Teufel im Detail

Zwischen Wertschätzung und Kritik pendelte auch die Jury der Sonderkategorie Accessibility. Die Mitglieder testeten einzelne Kriterien akribisch, beispielsweise die Kontrastwerte oder Textalternativen, und tauschten sich rege aus. Stellenweise gab es Lob und Anerkennung, zum Beispiel: "vieles richtig gemacht"; "gute Bedienbarkeit" und "Barrierefreiheit von Anfang an mit gedacht". Doch der Teufel steckte wie so oft im Detail. Die Jurymitglieder sprachen etwa von "Usability-Problemen", "mangelnder Konsistenz in der Umsetzung" oder unzulänglicher Screen-Reader-Funktionalität. 

Ermutigend sei, dass sich das Niveau der Projekte in puncto Accessibility grundsätzlich verbessert habe, lautete der Grundtenor der Jury. Gleichzeitig müssen die Jurymitglieder immer wieder aufs Neue feststellen, dass teils auch Projekte, die sich offenkundig darum bemühen, grundlegende Bedingungen für barrierefreie Webinhalte – etwa ausreichende Kontraste, Tastatur‑Navigierbarkeit oder sinnvolle Alternativ‑Texte – nicht konsequent umsetzen. "Es gibt immer wieder Dinge, bei denen man sich sagen muss: Das könnt ihr doch besser", sagte ein Jurymitglied. Doch entscheidend bleibt, dass das Thema an Gewicht gewinnt. 

So geht's weiter

  • Die Shortlist erscheint am Donnerstag, 2. Oktober. Die Ergebnisse finden Sie auf "netzwoche.ch".
  • Die Kandidaten für den "Master of Swiss Apps" werden am Montag, 6. Oktober "netzwoche.ch" angekündigt.
  • Die Netzmedien-Leserwahl "Master of Swiss Apps" startet am Montag, 13. Oktober. Hier geht's zur Anmeldung. 
  • Die Award Night geht am Donnerstag, 6. November 2025 im Kongresshaus Zürich über die Bühne.

 

Übrigens: Die Highlights der letztjährigen Award Night von Best of Swiss Apps und Best of Swiss Software finden Sie hier

Webcode
9VK2K8a8

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