Für halbe Million britische Pfund

Britische Regierung lanciert Kampagne gegen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung

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von Kevin Fischer und lha

Die britische Regierung hat eine Kampagne gegen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gestartet. Der Grund: Pädophile im Netz könnten deswegen schlechter gefunden werden. Die Kampagne trifft auf grossen Widerstand. Es gebe andere Massnahmen, um Kinder im Internet zu schützen.

(Source: typographyimages / Pixabay.com)
(Source: typographyimages / Pixabay.com)

Die britische Regierung hat eine Info-Kampagne gegen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung lanciert (End-to-End-Encryption, E2EE). Dafür blätterte sie über eine halbe Million britische Pfund hin, wie es auf "Rollingstone" heisst. Ein Hauptanliegen der Kampagne sei, die Öffentlichkeit gegen Metas (ehemals Facebook) Pläne zu mobilisieren, überall E2EE einzuführen.

Die Kampagne trägt laut "The Register" den Namen "No Place To Hide", zu deutsch "Kein Ort, um sich zu verstecken", und soll die Bevölkerung mit dem Beispiel "Pädophilie im Netz" gegen E2EE aufbringen. Die Agentur M&C Saatchi zeichnet sich für die Umsetzung der Kampagne verantwortlich. Die Kernbotschaft von "No Place To Hide": Wird E2EE eingeführt, können Pädophile etwa auf sozialen Medien nicht mehr so einfach aufgespürt werden.

Ein Video der Kampagne "No Place To Hide". (Source: Twitter / Barnardo's)

Meta verschiebt Einführung von Verschlüsselung

Gemäss "The Guardian" wurden britische Organisationen und die Regierung bereits im vergangenen Jahr aktiv gegen die E2EE-Pläne von Meta. Schon damals betrafen die Argumente die Sicherheit von Kindern, weswegen Meta seine Pläne von 2022 auf 2023 verschob. Wie das "National Center for Missing & Exploited Children" (NCMEC) schreibt (PDF), verzeichnete Meta auf Facebook und Instagram im Jahr 2020 über 20 Millionen Meldungen zu Materialien im Zusammenhang mit sexuellem Kindesmissbrauch.

In der Meta-Tochtergesellschaft Whatsapp ist E2EE bereits etabliert. Wie bei dem Messenger-Dienst will Meta nun bei seinen anderen Plattformen im Rahmen der Verschlüsselung bestimmte unverschlüsselte Daten, Kontoinformationen und Meldungen von Nutzerinnen und Nutzern verwenden, um Missbrauch weiterhin zu erkennen.

Widerstand gegen "No Place To Hide"

Die Kampagne gegen E2EE und die Argumentationen rund um Pädophilie stossen auf grossen Widerstand. Die Kampagne sei Panikmache, wie etwa Robin Wilton von Internet Trust bei der Internet Society gemäss "The Republic" sagt. Ohne ein starke Verschlüsselung seien Kinder im Internet stärker gefährdet als zuvor. Verschlüsselung schütze die persönliche und nationale Sicherheit. Was die Regierung vorschlage, gefährde jeden.

"The Republic" selbst ergänzt, dass sich Geheimdienste wiederholt gegen Verschlüsselungen ausgesprochen hätten, da die eingeschränkte Überwachung den Kampf gegen Kriminalität und Terroristen erschwere. Ihre Argumente versandeten aber immer. "The Register" nennt in dem Zusammenhang auch den Vorteil, dass die massenhafte Überwachung der Bevölkerung, wie sie Edward Snowden 2013 aufdeckte, durch E2EE erschwert würde. In der Schweiz gab es übrigens den Versuch, den Messenger-Dienst "Threema" bestimmten Überwachungspflichten zu unterwerfen - was aber scheiterte, wie Sie hier nachlesen können.

In einem anderen Artikel von "The Register" heisst es, dass die britische Regierung versuche auszuklammern, dass E2EE eigentlich viel mehr könne als "Pädophile zu beschützen". Zum Beispiel verlassen sich Messenger-Dienste wie Whatsapp und auch etwa Banken-Apps bereits darauf. Gegen Gefahren im Netz gebe es viele andere Massnahmen abgesehen vom Einschränken der Privatsphäre.

Mit dem Versuch, eine bereits etablierte Technologie zu dämonisieren, verschwende die britische Regierung Gelder. Diese Gelder sollte sie lieber etwa in Aufklärungskampagnen investieren, wie es weiter heisst. So könnten etwa Informationen zum Melden von Straftaten aufgezeigt, Kinder aufgeklärt und Eltern angewiesen werden, wie sie ihren Nachwuchs bezüglich sozialen Medien erziehen können und wie die Kinder sich verhalten sollen, wenn ein fremder Erwachsener oder eine fremde Erwachsene plötzlich versucht, sich mit ihnen online anzufreunden.

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