Nachgefragt zum Six Cybersecurity Report 2020

Was den Schweizer Finanzplatz gemäss Six bedroht

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von Coen Kaat

Im "Six Cyber Security Report" hält der Schweizer Finanzdienstleister jedes Jahr fest, wie es um die IT-Sicherheit des Schweizer Finanzplatzes bestellt ist. Der diesjährige Report wird am 10. November veröffentlicht. Bernhard Distl, Cybersecurity Expert bei Six, gibt einen ersten Einblick.

Bernhard Distl, Cybersecurity Expert bei Six (Bild: zVg)
Bernhard Distl, Cybersecurity Expert bei Six (Bild: zVg)

Was sind die grössten Cyberbedrohungen für den Schweizer Finanzplatz?

Bernhard Distl: Wir sind derzeit am Feinschliff des "Six Cyber Security Reports". Im letztjährigen Report haben wir gesehen, dass Phishing immer noch eine zentrale Bedrohung darstellt. Das wird sich auch im neuen Report nicht diametral ändern. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass Covid-19 und das damit verbundene Remote-Office eine zusätzliche Bedrohung darstellt. Der Einsatz von Cloud-Anwendungen und Services hat dadurch stark zugenommen, was zusätzliche Cyberbedrohungen zur Folge hatte.

 

Welches Risiko entsteht dadurch für die Schweizer Bevölkerung?

Wir von Six identifizieren zwei Gruppen von Risiken. Auf der einen Seite sind das Angriffe auf die Akteure des Finanzplatzes - Banken, Fintechs, Versicherungen. Diese Angriffe generieren Risiken, die alle Kunden und somit eine grössere Bevölkerungsgruppe betreffen können. Zudem können sie mit finanziellen Einbussen und Reputa­tionsverlusten für die Unternehmen verbunden sein. Auf der anderen Seite sind das Angriffe auf die Kunden des Finanzplatzes und somit auf uns alle. Dabei handelt es sich dann um potenzielle Opfer von Cyberkriminalität, die etwa Identitätsdiebstahl oder finanzielle Verluste erleiden mit sehr individuellen Auswirkungen.

 

Wie unterscheidet sich die Bedrohungslage im Finanzsektor von anderen Wirtschaftszweigen?

Aus holistischer Sicht ist die Bedrohungslage vergleichbar mit anderen Wirtschaftssektoren. Gleichzeitig ist der Finanzsektor für gewisse kriminelle Gruppen wesentlich attraktiver als andere Industrien. Es gilt auch einen Unterschied bezüglich Regulierung und dem damit verbundenen Sicherheitsbewusstsein festzuhalten. Aufgrund der dem Finanzplatz auferlegten Rahmenbedingungen gehen wir davon aus, dass die Resilienz in der Tendenz eher höher ist als in anderen Industrien.

 

Was unternehmen Six und andere Schweizer Finanzdienstleistungsunternehmen und -institute dagegen?

Wir stellen fest, dass vielen Organisationen immer noch für sich alleine arbeiten. Die Zusammenarbeit im Sinne einer Schwarmintelligenz erachten wir als zentral. Gerade innerhalb der Finanzindustrie kann Six mit dem Six Cyber Security Hub - eine Information Sharing Community für Finanzinstitute - allen Teilnehmern helfen, sich gemeinsam zu verbessern.

 

Wie sieht die Sicherheitslage des Schweizer Finanzsektors im internationalen Vergleich aus?

Wie eingangs erwähnt, sind wir in den letzten Zügen des diesjährigen Reports. Darin publizieren wir auch Vergleiche mit anderen Ländern. Insgesamt sehen wir nach wie vor, dass der Finanzplatz Schweiz, verglichen mit anderen Finanzplätzen dieser Welt, von Cyberattacken/Cyberkriminalität weniger stark betroffen ist. Mit dem Six Cyber Security Hub leisten wir bereits einen wertvollen Beitrag innerhalb der Schweiz. Denkbar wäre es, diese Plattform zu nutzen, um den Austausch mit ähnlichen Organisationen innerhalb der Schweiz und gegebenenfalls auch in anderen Ländern zu intensivieren.

 

Der diesjährige "Six Cyber Security Report" wird am 10. November im Rahmen eines virtuellen Events veröffentlicht. Wer dabei sein will, kann sich hier dafür anmelden. Interessierte können den Report (nach Veröffentlichung im November) hier herunterladen.

Webcode
DPF8_194363

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